Entdecke fantastische Welten, schlüpf in Deine ganz persönliche Rolle und lass Dich von der Kreativität Deiner Mitspielenden beflügeln – genau das ist Pen & Paper! Vielleicht hast Du schon vom Intro Day in Bern gehört oder warst sogar letzten Sonntag dabei. Wenn Du wissen möchtest, wie dieses faszinierende Rollenspiel-Hobby funktioniert und warum es so viele Menschen begeistert, dann bist Du hier genau richtig.
Darum gehts
Was verbirgt sich hinter Pen & Paper?
Du sitzt mit ein paar Befreundeten oder neuen Bekanntschaften an einem Tisch. Vor Dir liegen Würfel, ein Charakterbogen und vielleicht ein paar Notizen. Der oder die SpielleiterIn (auch „GameMaster“ genannt) beschreibt eine Szene: „Ihr steht an der Schwelle zu einer dunklen Höhle, aus der unheimliche Geräusche dringen. Was tut ihr?“ Und genau in diesem Moment wird es spannend – denn Du allein entscheidest, wie sich Deine Figur verhält. Pen & Paper ist somit eine Mischung aus Improvisationstheater, Gemeinschaftserlebnis und jeder Menge Fantasie.
Dann gibt es natürlich wie in jedem Spiel einige Regeln, aber die Regeln bei Pen & Paper sind im Grunde nur dafür da, um festzulegen, ob Deine Handlungen gelingen und wie spektakulär (oder eben peinlich) sie ausfallen. Dabei gibt es unzählige Systeme – von klassischen Fantasy-Abenteuern bis hin zu Science-Fiction oder Horror. Du kannst sogar in moderne Settings eintauchen oder Dich in komplett selbst erdachten Welten verlieren.
Von Zürich nach Bern: Das Netzwerk wächst
Pen & Paper ist längst nicht nur ein Nischenthema. In der Schweiz gibt es immer mehr Communities und Vereine, die Rollenspiele veranstalten. Ein Name, der immer wieder fällt, ist SwissRPG. Dahinter steckt ein grosses Netzwerk von Rollenspiel-Fans, welches sich online über die Platform Discord vernetzt hat. Marco Sanchez (Lord Baffes), der Präsident von SwissRPG, verrät uns in einem Gespräch einige Hintergrundinformationen zu SwissRPG. Etwa wie gross die Community bislang ist und wie sie immer weiter wächst:
„Wir haben mittlerweile rund 5000 Mitglieder auf unserem Discord Server und doch tauchen jede Woche neue Gesichter auf, von denen wir noch nie gehört haben,” sagt Lord Baffes schmunzelnd.
In Bern war SwissRPG aber lange nicht vertreten: „Bern war für SwissRPG erst ein Blindspot,” merkt Lord Baffes an. Doch wie ist es gelungen, dass Rollenspielgruppen in Bern immer sichtbarer werden? Hier kommt Tinu ins Spiel – er gehört zur RPGBern -Community. Zusammen mit lokalen Geschäften, wie dem Drachenest, der Erupt Lounge oder der Zwergenschmiede veranstaltete er damals schon verschiedenste Events für die Community.
Tinu erklärt uns: „Die Zusammenarbeit aller Berner Vereine und Läden haben wir dann als Interessensgemeinschaft RPGBern die Intro Days auf die Beine gestellt, um neuen Spielenden eine Möglichkeit zu geben, diese Art Spiele auszuprobieren. Zusätzlich haben wir zusammen mit der Erupt Lounge ein regelmässiges Treffen organisiert, das wir liebevoll ‘You meet in a Tavern’ nennen. Dort können sich alle Interessierten jeden letzten Mittwoch des Monats treffen, um sich über ihr Hobby zu unterhalten.”
Während die Intro Game Days speziell auf AnfängerInnen abzielen, ist „You meet in a Tavern“ eine weitere Gelegenheit, Menschen aus der Szene (oder solche, die es werden wollen) zusammenzubringen. Doch was steckt noch alles hinter diesem Hobby, das scheinbar alle Menschen allen Alters und aller Hintergründe vereint?
Mehr als nur Zahlen auf einem Bogen
Der Zauber von Pen & Paper entfaltet sich nicht etwa durch komplizierte Regelwerke oder flinke Würfelei. Es ist vielmehr dieses Gemeinschaftsgefühl, wenn sich eine Gruppe aus unterschiedlichsten Charakteren – sowohl im Spiel als auch im echten Leben – zusammenfindet. Da sitzt dann zum Beispiel ein schüchterner Student neben einer älteren Dame, die eigentlich nur zufällig im Laden vorbeigeschaut hat. Und plötzlich stecken beide gemeinsam knietief in einer Geschichte.
Tinu erinnert sich gerne an eine Geschichte, die aus dem Drachenäst erzählt wird:
„Eine ältere Dame war neugierig, was sie hier machten und wollte nur zuschauen. Sie haben ihr dann angeboten, sich einfach dazu zu setzten und selber direkt mitzuspielen. Ehe sie sich versah, spielte sie mit und hatte riesigen Spass dabei!“
Ob sie wiedergekommen ist, wusste Tinu nicht, doch die Geschichte zeigt: Pen & Paper ist für alle da. Es braucht keine Vorkenntnisse oder besondere Fähigkeiten – nur Offenheit und ein bisschen Lust auf Abenteuer.
Safety Tools: Sorgenfrei ins Abenteuer
Gerade weil Pen-&-Paper-Rollenspiele so intensiv sein können und manchmal heikle Themen berühren, setzen viele Runden seit einiger Zeit auf Safety Tools wie die X-Card oder eine Session Zero.
- Session Zero: Bevor das eigentliche Spiel startet, setzen sich alle Teilnehmenden zusammen und klären, welche Inhalte vermieden werden sollen. So kann niemand überraschend mit persönlichen Triggern konfrontiert werden.
- X-Card: Alle Mitspielenden haben eine solche Karte und sie kann von allen hochgehalten oder angetippt werden, wenn ein Thema unangenehm wird. Dann wird die Szene sofort angepasst, gewechselt oder übersprungen. Je nach Abmachung wird noch mit den Spielleitenden kurz unter vier Augen besprochen, wo gerade das Problem liegt – ohne lange Diskussion.
Auf diese Weise können sich wirklich alle sicher und wohl fühlen. Tinu betont dazu regelmässig, dass diese Tools heute fast schon zum Standard gehören sollten:
„Ein Hobby, das so kreativ und grenzenlos ist, braucht auch Platz für gegenseitigen Respekt und Verständnis.”
Improvisation, Fantasie und Teamplay
Woher kommt aber die grosse Faszination von Pen & Paper? Dabei spielen vor allem drei zentrale Elemente eine wichtige Rolle:
- Improvisation: Anstatt passiv einer Geschichte zu lauschen, gestaltest Du sie aktiv durch deine Handlungen mit.
- Fantasie: Egal, ob düstere Dungeons, fremde Planeten oder historisches Setting – den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.
- Teamplay: Niemand spielt allein. Ihr müsst zusammenarbeiten, Euch absprechen und gemeinsam Entscheidungen treffen.
Dabei ist es völlig normal, dass sich die Gruppe mal herzlich streitet oder lauthals lacht oder manchmal sogar weint, weil ein Abenteuer in eine ganz unerwartete Richtung abdriftet. Und genau das macht den Reiz aus!
Lust auf Pen & Paper? So gehts weiter
- Schau dich bei den Communities um: Auf RPGBern.ch findest du alle Informationen auf Deutsch und Englisch, sowie Links zu allen Platformen. Ob das schweizweite SwissRPG oder lokale Vereine – es gibt überall Gruppen, die Dich gerne willkommen heissen.
- Probier Systeme aus: Wer mit Fantasy à la „Dungeons & Dragons“ nicht warm wird, findet vielleicht Gefallen an Sci-Fi-Systemen oder Horror-Settings. Möchtest du Bär sein und Honig stehlen? Nichts ist unmöglich!
- Werde Gamemaster: Trau Dich ruhig, auch mal selbst die Leitung eines Spiels zu übernehmen. So kannst Du Deine eigenen Ideen verwirklichen und Freunden eine ganz persönliche Story bieten.
Übrigens: Durch Events wie die Intro Days und regelmässige Treffen wie „You meet in a Tavern“ hast Du ständig die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen und Dich in andere Welten entführen zu lassen – oder sie selbst zu erschaffen.
Wenn Du jetzt neugierig geworden bist, dann schnapp Dir einfach Würfel, Charakterbogen und ein wenig Mut zur Improvisation. In diesem Hobby wartet nämlich nicht nur eine völlig neue Art von Unterhaltung auf Dich, sondern vielleicht auch ein bunter Haufen Leute, den Du schon bald Deine Freundinnen und Freunde nennst. Ob Du Dich dem grossen Drachen stellst, in den Tiefen eines Raumschiffs nach Aliens jagst oder ein Detektivabenteuer im alten London erlebst, entscheidest Du. Also: Warum nicht gleich loslegen und Dein erstes Pen-&-Paper-Abenteuer starten?
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