Twitch hat die Richtlinien für gesponsorte Inhalte aktualisiert und damit nicht nur eine Welle der Entrüstung losgetreten. Gerade kleinere Kanäle sind oft auf die Finanzierung über direkte Werbepartner angewiesen. Es ist noch gar nicht lange her, da hat Twitch mit der Aktualisierung der Auszahlungs-Richtlinien nicht nur Streamende, sondern auch deren Communities aufgerieben. Manche sprechen nun, erneut, davon, die Plattform zu wechseln. Andere begegnen der Anpassung mit Galgenhumor. Matthias ‚Mase‘ Zander, Twitch-Partner seit 2012, ordnet ein.
Als langjähriger Partner, mit einer ausgedehnten Auszeit von ca. 5 Jahren, verstehe ich um den Frust, der sich nun, schon wieder, bei den Streamenden breit macht. Twitch hat sich in den letzten Jahren nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Anpassungen hier, Verbote da, Nachlässigkeit beim Thema Glücksspiel und die „glorreiche“ Zeit der Hot-Tub-Meta. Noch dazu ist die streamende Gemeinde nicht zimperlich, wenn es darum geht Twitch für das „Funktionsangebot“ zu kritisieren.
Doch sie sind alle noch da, Kleine, wie Große. Denn am Ende hat Twitch, vielleicht leider, allen anderen Plattformen eines Vorraus: eine kritische Masse an Zuschauern.
Aber was hat Twitch jetzt genau angekündigt?
Im Prinzip ist nun alles verboten, was in irgendeiner Art und weise auf dem Stream als Grafik oder Video mit eingeblendet werden kann. Keine B-Rolls (Werbeeinspieler), keine Lower Thirds (Bauchbinden, Einblendungen) und keine Audioanzeigen in Form von Jingles. Erlaubt dagegen sind Dinge, die weitestgehend außerhalb der Produktion liegen. Set-Design, Produktplatzierung, Chat-Bot-Nachrichten. Diese Einschränkungen sind keine Dornen, es sind Morgensterne in den Augen vieler Kanalbetreiber:innen. Aber warum gerade jetzt?
Streamelements hatte da eine Idee
Vor kurzem erst startete Streamelements, ein Anbieter von Chat-Bots, Alerts und andere, für Streamende interessante tools, ein neues System, mit dem noch mehr Geld verdient werden konnte. Auf jeden Fall mehr Geld als über Twitch direkt. Dabei konnten Firmen, u.a. hat „Hello Fresh“ dieses Angebot genutzt, Werbung auf den Kanälen von Streamelements-Nutzenden buchen. Diese verpflichteten sich dazu über einen gewissen Zeitraum Einblendungen zu zeigen, Werbung abzuspielen, automatische Chatnachrichten für Werbezwecke zu verwenden und weitere Dinge, die ein Leistung-Gegenleistung-Prinzip rechtfertigen. Ich gehe davon aus, dass man diese Entwicklung bei Twitch eher missmutig beobachtet hat. Vor kurzem veröffentliche Twitch dann eine Funktion, für die Streamelements ein regelrechter Platzhirsch im Geschäft war: Alerts. Alerts sind automatische ausgelöste Animationen, die zum Beispiel angezeigt werden, wenn eine Donation, freiwillige Spende zur Unterstützung, getätigt wurde. Nun, da Twitch jetzt selbst eine derartige Funktion bereitstellte, musste man nicht mehr befürchten, dass die Qualität von unzähligen Streams leiden würde, sollte man sich von Streamelements abwenden müssen. Zwar hinkt die Funktionalität von Twitch den Overlays bei Streamelements noch hinterher aber man hat ihnen damit definitiv den Stecker für eine Einnahmequelle gezogen.
Was kommt als nächstes?
Das weiss natürlich niemand so genau. Twitter hat es erst kürzlich vorgemacht und API-Anbindungen kostenpflichtig gemacht. Eventuell passiert dies auch bald bei Twitch. Dann gehören embedded Streams der Vergangenheit an. Es wirkt fast so, als würde Twitch nicht versuchen seine bestehenden Revenue-Streams auszubauen oder sich Neues einfallen zu lassen. Es scheint eher so, als ob Twitch andere Geschäftsideen von Dritten analysiert und die Wirtschaftlichkeit der geschaffenen Revenue-Streams bewertet. Vielleicht überrascht Twitch uns aber auch und bringt mal eine Funktion, die das Blut der streamenden Gemeinde wieder auf Raumtemperatur bringt.
Wir laden euch herzlich ein, eure Gedanken und Meinungen zu diesem Thema in den Kommentaren zu teilen. Lasst uns gemeinsam die Diskussion anregen und darüber nachdenken, wie sich diese Veränderungen auf die Streamer-Community auswirken. Wir freuen uns darauf, eure Kommentare zu lesen!
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