Das wackelnde Fundament der AAA-Games

In den letzten Jahren hat sich in der Gaming-Industrie ein besorgniserregendes Muster abgezeichnet. AAA-Games, die als Flaggschiffe der Branche gelten, scheinen in Qualität und Innovation nachzulassen. Doch warum ist das so? Und was bedeutet das für die Zukunft der Spieleindustrie?

Das Dilemma von Kultur und Kommerz

Videospiele sind mehr als nur Unterhaltung. Sie sind ein Kulturgut, das uns spielerisch lernen lässt, zum Nachdenken anregt und neue Perspektiven bietet. Doch in den letzten Jahren scheint das Gleichgewicht zwischen Kultur und Kommerz zu kippen. Spiele werden immer mehr als reine Wirtschaftsobjekte betrachtet, bei denen der Profit im Vordergrund steht. Ein weiteres Problem ist die übermässige Monetarisierung. Einige AAA-Spiele setzen stark auf Mikrotransaktionen, wodurch Spieler oft das Gefühl haben, zusätzlich zum bereits bezahlten Vollpreis noch mehr Geld ausgeben zu müssen. Dies könnte dazu führen, dass Videospiele ihre kulturelle Bedeutung verlieren.

Die Falle des “Capitalist Realism”

Der Begriff “Capitalist Realism” wurde von dem Kulturwissenschaftler Marc Fischer geprägt und in seinem gleichnamigen Buch ausführlich behandelt. Das Konzept beschreibt die Vorstellung, dass der Kapitalismus nicht nur ein wirtschaftliches System ist, sondern auch eine kulturelle Kraft, die unsere Wahrnehmung der Realität tiefgreifend beeinflusst.

Für unsere Welt der Games kann dieses Verhalten zu folgenden Dingen führen. Anstatt Risiken einzugehen und neue, innovative Spielkonzepte zu entwickeln, neigen viele grosse Spieleentwickler dazu, auf bewährte Formeln zurückzugreifen. Das Ergebnis sind zahlreiche Remakes, Remaster-Versionen und Fortsetzungen von bereits erfolgreichen Spielen. Diese Tendenz basiert auf der kapitalistischen Logik des Minimierens von Risiken und Maximierens von Gewinnen.

Während diese Spiele oft kommerziell erfolgreich sind, können sie in kreativer Hinsicht stagnieren. Anstatt neue Geschichten zu erzählen oder innovative Spielmechaniken zu entwickeln, werden oft dieselben Themen und Mechaniken recycelt. Dies führt schlussendlich dazu, dass die Spieleindustrie als Ganzes weniger innovativ und vielfältig erscheint.

Das Buchcover von Capitalist Realism
Quelle: Mark Fisher

Performance-Probleme und mangelnder Inhalt

Viele aktuelle AAA-Titel leiden unter technischen Problemen, die das Spielerlebnis beeinträchtigen. Spiele wie “Star Wars: Jedi Survivor” oder “Battlefield 2042” hatten bei ihrer Veröffentlichung so grosse Performance-Probleme, dass sogar auf High-End Rechnern manchmal nur an der 60 FPS Marke gekratzt wurde. Zusätzlich zu technischen Mängeln gibt es oft eine Reihe von Bugs oder technischen Problemen aufgrund der Komplexität und des Umfangs von AAA-Spielen. Doch nicht nur technische Mängel sind ein Problem. Viele Spiele bieten nur durchschnittliche Inhalte, die sich wiederholen und eintönig wirken. Dies zeigt sich beispielsweise bei Spielen wie “Atomic Heart” oder “Redfall“, bei denen das Gameplay nach einer Weile monoton wurde.

Titelbild von Battlefield 2042
Quelle: EA

Meinungen aus der Community

Ein Nutzer in einem Gaming Forum äussert sich besorgt über den aktuellen Trend von AAA-Games, die sich zu sehr auf Grafik und weniger auf Story und Gameplay konzentrieren. Er glaubt, dass dies ein Hauptgrund für den Niedergang der Qualität ist.

In einem Blogpost auf “GameInsights” kritisiert ein erfahrener Spieler die Industrie dafür, dass sie zu sehr auf sichere Wetten und bewährte Formeln setzt, anstatt Risiken einzugehen und innovative Spiele zu entwickeln.

Ein weiterer Punkt, der in verschiedenen Diskussionen auf “Reddit” hervorgehoben wurde, ist die Tatsache, dass viele AAA-Spiele heutzutage unfertig veröffentlicht werden und die Entwickler erwarten, dass Patches und Updates die Probleme nach der Veröffentlichung beheben.

Die Rolle der Spieler

Auch wir als Spieler tragen eine bedeutende Verantwortung für den aktuellen Zustand der Spieleindustrie. Wir unterstützen das System, indem wir von einem Blockbuster zum nächsten springen und uns über mangelnde Innovationen beschweren, ohne Indie-Games eine Chance zu geben. Indie-Studios sind oft die Geburtsstätte neuer, kreativer Ideen, die in der von AAA-Titeln dominierten Landschaft oft übersehen werden.

Ein Blick in die Zukunft

Es gibt aber auch Hoffnung in der Welt der AAA-Titel. Einige Spiele, wie “God of War“, zeigen, dass es immer noch möglich ist, qualitativ hochwertige und innovative AAA-Titel zu produzieren. Zudem bieten Plattformen wie der Xbox Game Pass eine Möglichkeit, eine Vielzahl von Spielen zu einem erschwinglichen Preis zu erleben, was den Druck auf die Spieler verringert, teure AAA-Titel zu kaufen.

Abschliessend lässt sich sagen, dass die Spieleindustrie an einem Scheideweg steht. Es liegt an uns, als Spieler, Entwickler und Industrie, zu entscheiden, welche Richtung wir einschlagen wollen. Wollen wir weiterhin in einer Welt leben, in der Profit über Qualität steht? Oder wollen wir eine Zukunft, in der Spiele als das geschätzt werden, was sie wirklich sind: ein wertvolles Kulturgut, das uns bereichert und inspiriert?

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