Von Glurak zu Pikachu: Wie Käseflips zum Luxusgut wurden

Er sieht aus, als würde er gleich „Pika-Pika!“ quietschen – dabei ist er nur ein gebogener Mais­snack. Trotzdem sammelt der »Pikacheeto« gerade Klicks, Kopfschütteln und vermutlich bald auch Gebote im vier- oder fünfstelligen Bereich. Nach dem 87-000-Dollar-»Cheetozard« geht Goldin mit einem zweiten Nintendo-Snack an den Start. Und ja: Auch diesmal ist es wirklich nur ein zufällig geformter Cheeto.

Vom Glurak-Flip zum Pikachu-Flip

Als Goldin im Frühjahr einen Flamin’-Hot-Cheeto versteigerte, dessen Umriss erstaunlich stark an Glurak erinnerte, staunte selbst die hartgesottene Pokémon-Community. 87 000 US-Dollar wechselten den Besitzer – ohne dass es sich um Kunst, Edelmetall oder wenigstens eine limi­tierte Karte handelte. Es war schlicht ein Snack, den jemand vorsichtig fotografiert, dann in Acryl eingeschweisst und anschliessend zum Kultobjekt erklärt hatte.

Nun taucht der Pikacheeto auf. Kein feuerroter Flip wie beim Cheetozard, sondern ein gelb-oranger Standard-Flip. Doch seine gebogenen «Ohren», der gedrungene Mittelteil und zwei kleine Auswüchse lassen genug Fantasie, um Pikachu zu erkennen. Um das Bild zu vervollständigen, klebte der Anbieter den Snack auf eine selbst gemachte Mini-Pokémon-Karte und steckte alles in eine Kartenschutz-Box, wie man sie aus dem TCG-Bereich kennt.

Pikacheeto & Mario-Flip bei Goldin: Nach dem 87k-Cheetozard treiben Pokémon-Cheetos Sammler­preise in neue Höhen.
Quelle: https://goldin.co/

Wie eine Online-Auktion aus einer Laune ein Luxus­objekt macht

Goldin listet das Knabberstück mit einem Startpreis von 500 Dollar. Das ist strategisch: Tief genug, damit Bieter nicht abgeschreckt werden, hoch genug, um gleich klarzustellen, dass es nicht um Taschengeld geht. Einen konkreten Starttermin nennt das Auktionshaus noch nicht – Erfahrungsgemäss lässt man solche Kuriositäten drei bis vier Wochen laufen. So haben Presse, Social-Media-Kanäle und Memeseiten Zeit, die Story immer wieder aufzukochen.

Beim Cheetozard funktionierte das perfekt: Während die Gebote stiegen, berichteten Mainstream-Portale weltweit. Jeder Artikel zog neue Neugierige auf die Auktionsseite. Am Ende eskalierte der Preis – ein selbstverstärkender Kreislauf, den der Pikacheeto nun wiederholen könnte.

Pikacheeto & Mario-Flip bei Goldin: Nach dem 87k-Cheetozard treiben Pokémon-Cheetos Sammler­preise in neue Höhen.
Quelle: https://goldin.co/

Warum überhaupt Geld für Käseflips?

Einmaligkeit und Pop-Kultur

Eine Charizard-Karte kann man dutzendweise gradieren lassen, ein spezielles Amiibo lässt sich nachproduzieren. Ein Snack mit dieser Form existiert genau einmal. Für Sammler, die bereits jede Karte besitzen, ist das der ultimative Kick: ein Stück Pop-Kultur, das buchstäblich kein Zweiter haben kann.

Die Story kauft mit

Wer den Pikacheeto ersteigert, kauft gleich eine Anekdote für Talkshows, Podcasts oder das eigene Social-Media-Branding dazu. “Ich habe 10 000 Dollar für einen Käseflips bezahlt” ist eine Schlagzeile, die Aufmerksamkeit generiert – und Reichweite lässt sich oft zu Geld machen.

Spekulations­fantasie

Der Kunstmarkt lebt von der Idee, dass etwas morgen teurer sein könnte als heute. Beim Glurak-Cheeto hat das bereits geklappt: Wer ihn weiterverkaufen möchte, kann jetzt mit dem bekannten Rekordpreis werben. Dasselbe Kalkül dürfte den einen oder anderen Bieter beim Pikacheeto motivieren.

Grenzen des Hypes: Brösel, Ranz und Skepsis

Trotz aller Faszination bleibt der Cheeto ein Lebensmittel. Er kann zerbrechen, er altert, er kann riechen. Luftdichte Boxen helfen, verhindern aber nicht, dass Fette irgendwann oxidieren. Ein zweites Risiko ist die Subjektivität: Anders als bei gegradeten Karten gibt es keine Institution, die offiziell bestätigt, wie sehr ein Snack Pikachu ähnelt. Ein künftiger Käufer zahlt am Ende nur für die kollektiv geteilte Fantasie – nicht für ein zertifiziertes Kunstwerk.

Mario mischt mit – aber nur als Nebenrolle

Während Pikachu im Mittelpunkt steht, wartet ein zweiter Snack im Goldin-Katalog: ein Cheeto, der grob an Marios Silhouette erinnert und deshalb in einem Game-Boy-Display steckt. Die Übereinstimmung ist weniger prägnant, aber das Stück verdeutlicht, wie schnell sich neue „Snack-Ikonen“ finden können. Ob das Mario-Knabberstück mitbieten darf um hohe Summen, hängt davon ab, wie sehr Medien und Fans anbeissen.

Quelle: https://goldin.co/

Wohin die Reise gehen könnte

Rein rational müsste der Pikacheeto unter dem Glurak-Rekord bleiben: Pikachu-Sammelware ist häufiger als Charizard-Memorabilia, und die Form des Käseflips ist nicht ganz so spektakulär. Doch Auktionen folgen eigener Psychologie. Wenn zwei oder drei Gross­sammler un-bedingt das nächste virale Objekt wollen, kann der Preis mühelos in fünfstellige Gefilde schiessen.

Ob die Story ein zweites Mal gleich zieht, entscheidet sich, sobald Goldin den Auktions­countdown startet. Bis dahin bleibt Zeit, die eigene Snackschüssel kritisch zu beäugen – vielleicht liegt dort ja bereits der nächste „Poké-Flips“, der nur darauf wartet, entdeckt zu werden.

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