Und dann kam Fnatic – VCT LOCK//IN Review

32 Teams trafen sich Sao Paolo um unter heisser Atmosphäre ein Exempel zu statuieren. Schauen wir uns dabei mal die grossen Gewinner, die herbsten Enttäuschungen und das grosse Finale an.

Talon – Thailands grosse Hoffnung

Ganz klar hervorzuheben sind wohl zwei Teams aus der Pacific-Region. Angefangen mit Talon esports. Im Oktober 2022 kaufe sich die Organisation Grossteile des Rosters von XERTIA, sowie Pathiphan, der vielen Fans ein Begriff sein sollte. Als erstes musste man sich gegen MIBR messen, welche nicht nur auf dem Papier sehr solide aussahen, sondern die ganze brasilianische Arena hinter sich hatten. Die Partie fand mit 2-0 ein schnelles Ende und als nächstes Gegner stand bereits Evil Geniuses bereit, welche ebenfalls als Favoriten eingeschätzt wurden.

Doch Underdogs sind nicht Underdogs wenn sie der Geschichte nicht ihren eigenen Spin verleihen würden. Zwar lagen die Spieler aus Thailand erstmal länger im Rückstand, doch Sushiboys & Co. konnte auch die Nordamerikaner bezwingen. Endstation war dann der Pacific-Gigant DRX.

Neben Thailand kann man auch ein grosses Lob an FUT verteilen, welche dem Star-Roster von 100Thieves das Leben schwer machten, sowie Team Secret, welche das dominant aussehnde Roster von Team Liquid mit 2-0 geschlagen haben.

EMEA – Turnier gewonnen, aber viele Teams enttäuscht

EMEA hat die Hälfte der Top4-Teams gestellt, doch das bedeutet nicht, dass die Performance aller Mannschaften so herausragend war.

Im Alpha Bracket fanden sich KOI, Karmine Corps, Giants, Team Heretics und BBL wieder. Diese gehören in der EMEA-Region nicht zu potenziellen Favoriten, doch ein paar Überraschungen gab es doch. 

Nur zwei Teams im genannten Bracket schaffte es aus der ersten Runde heraus. Giants konnte sich mit einem 2-0 gegen DFM aus Japan ein Ticket sichern, doch auch der Traum platzte schnell gegen NRG Esports. Ähnlich erging es Karmine Corp, welche FPX (nicht zu verwechseln mit dem europäischen FPX welches jetzt NAVI heisst) mit 2-1 besiegten, doch vom Finalisten LOUD eine 0-2 Partie verpasst bekommen haben.

Im Omega Bracket sah es für Europa besser aus, die Steckenpferde NAVI und Fnatic schafften es bis ins Halbfinale, wo sie aufeinander trafen und NAVI mit 0-3 sich verabschiedete. Doch neben dieser glanzvollen Leistung war zwei Überraschungen dabei. Team Liquid gilt für viele als potenzielles Team fürs Podium. Mit den Zugängen von Ayaz “nAts” Akhmetshin, Igor “Redgar” Vlasov und Saif “Sayf” Jibraeel sicherte sich man ein paar starke Zugänge. Doch die 0-2 Niederlage gegen Team Secret und die fehlende Teamarbeit, besonders auf der Attacker Side, waren eine grosse Überraschung. Auch Team Vitality legte nicht die beste Performance auf Parkett. Zwar schaffte es das Team in die zweite Runde, doch Vitality musste sich mit 0-2 gegen Leviatán geschlagen geben. Für viele gilt das Team als potenzieller Anwärter für die Top3.

Der Fluch ist gebrochen – Fnatic holen sich ihre erste Trophäe

732 Tage hat es gedauert bis Fnatic erstmals eine internationale Trophäe einsammelt. Der Weg war steinig, das Roster wurde immer besser aber ein Pokal blieb in weiter Ferne. 

Die Reise in Sao Paolo war nicht unbedingt einfach für Fnatic. Das legendäre Rematch gegen Sentinels fand ein schnelles Ende, da man die Nordamerikaner mit einem 2-0 von der Bühne fegte. Furia, mit brasilianischen Fans im Rücken, war schon eine grössere Herausforderung. Mit einem knappen 18-16 Sieg in der Overtime konnte Fnatic 1-0 in Führung gehen und das Game auf Ascent 2-0 beenden. 

Nun war 100Thieves an der Reihe. Mehrere Analaysten waren davon überzeugt, dass das Roster mit das grösste Potenzial hat den Sieg in Brasilien zu sicher. Fnatic betrieb kurzen Prozess und sorgte für einen Schock als sie 100T mit 13-1 auf Fracture besiegten. Das Ende des Games war damit besiegelt, auch hier verlor Fnatic keine Map und ging mit 2-0 aus der Partie.

Noch zwei Games standen zwischen Fnatic und der ersten grossen Trophäe. Auf dem Weg ins grosse Finale war die nächste Hürde NAVI, welches bisher im Turnier eine unglaubliche Leistung zeigten. Kyrylo “ANGE1” Karasov und seine Crew galten nach den ersten paar Games für viele als absoluter Favorit, doch Fnatic hatte andere Pläne. Ganz getreu ihrem Motto keine Map abzugeben brachte man auch NAVI mit 3-0 zu Fall und war somit sicher im Grand Final. 

Bisher schaffte es Fnatic ein einziges Mal in das Endspiel eines grossen internationalen Turniers. Masters Reykjavik im Jahre 2021, das allererste internationale VALORANT Turneir überhaupt. Damals scheitere Jake “Boaster” Howlett mit seinem Team gegen die Übermacht von Sentinels, doch diesmal sollte alles anders sein. Eine Schwierigkeit in diesem Finale war offensichtlich, man spielt gegen ein brasilianischen Team in Brasilien. LOUD war bezwang bereits im vorhinein Teams wie NRG Esports (ehemaliger Optic-Kern) und DRX, es schien nicht so abwegig mit der Nation im Rücken auch hier Fnatic zu schlagen.

Fnatic startete gut in das Finale. Mit 13-8 sicherte man sich Ascent, folgend Fracture lief mit 13-7 ebenfalls klasse. Man war also 2-0 in Führung, eine Map fehlte für den Sieg. Doch Fnatic wäre nicht Fnatic wenn sie nicht auch choken könnten. So verlor das Team Split mit einer schwachen Defender-Site, folgend lief Lotus nicht besser, auch wenn man am Vortag auf der Map gegen NAVI so erfolgreich war. Map Nummer 5 war also notwendig, Icebox. In 2022 war Fnatic fast unschlagbar auf der Map, niemand kam durch ihr Bollwerk durch. 

Es gelingt einem nicht diese Map in Worte zu fassen. Man könnte sagen, dass das die beste Partie VALORANT jemals war. Fnatic lag 3-11 hinten. Nichts schien zu funktionieren, rein gar nichts. Die Verteidigung war machtlos, LOUD kam immerwieder auf die Bomb-Site und man musste mit 3-9 in die Halbzeitpause, verlor folgend die Pistol-Round und sah sich einer unmöglichen Aufgabe gegenüber. Fnatic meisterte jedoch diese Aufgabe. Von der Scoreline 3-11 an sicherte sich das Team 9 weitere Runden. Es stand 12-11, doch LOUD holte für den letzten Schlag aus und rettete sich gerade so in Overtime. Doch ab hier war Schluss für die Brasilianer, denn Fnatic sammelte alle Krafte und gewann die erste Overtime und beendete Icebox mit 14-12.

Nach 732 Tagen gelang es dem Team endlich eine wichtige Trophäe nach Hause zu bringen. Bester Spieler war hierbei der Neuzugang Leo “Leo” Jannesson, welcher als einer der besten Initiator der Welt gilt. Seine einzigartige Ruhe und sein konstantes Performen halten Fnatic immens ihren Fluch zu brechen. Ob dies auch für VCT EMEA gelten wird, das werden wir ab dem 27.03 erfahren.

Vincent "Zescht" Talmon-Gros

Freelancer

Mittlerweile häng ich schon seit so 5 Jahren im eSport rum. Ab und zu durch die Gegend gereist und kommentiere dann auch mal CS:GO oder VALORANT. Nachdem mein Journalismus-Studium auch irgendwie Moneten bringen soll, schreib ich gerne.

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